Naturhistorische Sammlungen

Die naturhistorischen Sammlungen des Stiftes Seitenstetten reichen in ihren Anfängen bis ins 18. Jahrhundert zurück und wurden vor allem durch die große Sammlerleidenschaft der Mönche sowie als Lehrmittel für das hiesige Stiftsgymnasium angehäuft. 

Der älteste derzeit datierte Beleg stammt aus 1772 und stellt einen „Katalog des Naturhistorischen Museums zu Seitenstetten“ dar, dessen Verzeichnis zum Teil noch mit den heute in den genannten Kästen und Laden des original erhaltenen Mobiliars in den dafür errichteten Räumen ausgestellten Exponaten übereinstimmt. Vor allem war es aber die wissenschaftliche Neugierde und Sammlertätigkeit der Mönche im späten 19. Jahrhundert, denen das Stift Seitenstetten unfassbar spezialisierte und umfangreiche Sammlungen zu verdanken hat.

In den letzten Jahren konnte der Umfang und die Relevanz dieser Sammlungen nach einigen Jahrzehnten im Dornröschenschlaf wiederentdeckt werden: So konnte neben dem weit über die Grenzen als einzigartig bekannt gewordenen Mineralienkabinett eine umfangreiche Conchylien-Sammlung, eine großzügige Paläontologische Sammlungen, sowie eine (mehrere tausend Stück umfassende) bedeutende entomologische Sammlung in historischen Laden und Kästen wiederentdeckt werden. 

In anderen Räumlichkeiten, die an die bekannte zoologische Sammlung von vielen hundert Vögel- und Säugetierpräparaten anschließen, jedoch für Jahrzehnte ungeöffnet waren, konnte ein verborgenes Herbarium entdeckt werden. Mithilfe von Expert:innen verschiedener Universitäten, sowie der Landessammlungen von Niederösterreich und von Oberösterreich konnte die Relevanz dieses Herbars nun erstmals eingeschätzt werden. Es verbergen sich dort mehrere zehntausend Herbarbelege, vor allem aus der Region, zum Teil aber auch aus aller Welt – allesamt jedoch aus dem 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt auf Flechten und Moose. 

In verschiedenen Kooperationsprojekten und durch großzügige Landesförderungen wird nun stetig an der Inventarisierung und Digitalisierung der Sammlungsbestände gearbeitet, die vor allem durch engagierte Ehrenamtliche vorangetrieben wird.

Ansprechpartner und Kustos der naturhistorischen Sammlungen:
Mag. Mathias Weis
sammlungen@stift-seitenstetten.at

© Doris Schwarz-König

Das Stift Seitenstetten wurde 2023/2024 das erste Korporative Mitglied der ZooBot. Insbesondere über die Naturhistorische Sammlung und die Bibliothek sind ZooBot und Stift Seitenstetten einander verbunden: Neben der Planung von gemeinsamen Veranstaltungen und gegenseitigen Besuchen steht die Vernetzung von Personen im Tätigkeitsfeld der Naturwissenschaften, vor allem im Kontext von naturhistorischen Sammlungen und deren biologische sowie historische Aufarbeitung bei dieser Zusammenarbeit im Vordergrund.

Die Flora von Seitenstetten und Umgebung

P. Udiscalc Sigl, 1874

Als Gustostückerl der naturwissenschaftlichen Forschung sei an dieser Stelle die Publikation von P. Udiscalc Sigl „Die Flora von Seitenstetten und Umgebung“ von 1874 zum Download bereitgestellt. Der Gymnasialdirektor und Professor für Naturgeschichte veröffentlichte die erste Regionalflora und leistet damit einen bemerkenswerten Beitrag zur botanischen Aufarbeitung der Region. Heute ist das Werk Zeugnis der damaligen Pflanzengesellschaft und Grundlage für weitere Forschungen zu Botanik, Biodiversität und Klimawandel.

© Doris Schwarz-König
© Doris Schwarz-König